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Kultur
Bewegung bestimmt die Formensprache
Die Ausstellung Fritz Theilmann "Bildhauer des Gegenständlichen" wurde im Rathauspavillon Pforzheim eröffnet




PFORZHEIM.Nur wenigen Künstlern ist es vergönnt, in einer Region für lange Zeit tonangebend zu sein, gar für eine Stadt enorme Bedeutung zu gewinnen. Dem Bildhauer, Keramiker und Schmuckmodelleur Fritz Theilmann ist dies gelungen. Aus Anlass seines 100. Geburtstages zeigt nun das Kulturamt der Stadt Pforzheim im Pavillon des Rathauses eine Ausstellung, in der als Retrospektive Arbeiten aus mehreren Jahrzehnten zusammengefasst sind und damit gleichzeitig die technisch vielfältige Bandbreite des Künstlers demonstriert wird. Der Großteil der Exponate stammt aus dem Nachlass, den Theilmanns Tochter Bärbel Rudin im väterlichen Atelier in Kieselbronn betreut. Aber auch manche Privatsammler haben ihre Theilmann-Werke für die Dauer der Ausstellung zur Verfügung gestellt. Die vorhandenen Räumlichkeiten, so bedauert Bärbel Rudin, haben die Auswahl begrenzt, vor allem deshalb, weil im Rathauspavillon kaum die Möglichkeit des Hängens gegeben ist, andererseits aber heimische Sammler viele von Theilmanns Majolika-Arbeiten kauften, die als Wandschmuck dienen.

Fritz Theilmann, 1902 in Karlsruhe geboren, wollte zunächst Architekt werden, begann dann aber ein Bildhauerstudium an der Karlsruher Kunstakademie, später als Meisterschüler von Georg Schreyögg. Den Lebensunterhalt finanzierte der Student durch Mitarbeit bei der Staatlichen Majolika-Manufaktur. Von 1925 bis 1929 setzte Theilmann als Leiter der baukeramischen Abteilung an der Kieler Kunstkeramik AG neue Maßstäbe. Doch den jungen Mann zog es in die Ferne, verschiedene Reisen in den Vorderen Orient hinterließen noch jahrzehntelang bildnerische Spuren im Schaffen des Künstlers; sogar der blaulasierte Löwe über der Pforzheimer Löwenapotheke verrät stilistische Einflüsse aus dem assyrisch-persischen Kulturkreis.

1932 dann folgte Theilmann einer Berufung an die Keramikfachschule im schlesischen Bunzlau. Dorthin brachte er aus seiner süddeutschen Heimat Mal- und Glasurtechniken mit und verhalf mit neuen Design den braunen Scherben der schlesischen Töpferei zum Erfolg. Selbst in der Kriegsgefangenschaft in Russland bis 1949 war Theilmann bildnerisch tätig - in der Ausstellung kündet eine sechs Zentimeter große Metallarbeit von jener entbehrungsreichen Zeit. Zurückgekehrt nach Kieselbronn, den Heimatort seiner Eltern, begann der Künstler wieder mit einem umfangreichen bildhauerischen Werk, blieb aber daneben auch als Schmuckmodelleur in Pforzheim tätig.

Erst nach dem Überschreiten der Lebensmitte konnte er sich 1959 als freischaffender Künstler ganz seiner Kunst zuwenden. Geprägt durch die Eindrücke der Kriegs- und Nachkriegszeit schuf Theilmann viele, zum Teil monumentale Mahnmale für Gemeinden in der ganzen Bundesrepublik. 1961 wurde der Bildhauer ausgezeichnet mit dem Friedlandpreis für die Skulptur "Denen, die wehrlos sterben". Auch in der jetzigen Pforzheimer Ausstellung sind einige Werke, die sich mit der Thematik Krieg, Zerstörung und Unfreiheit auseinandersetzen.

Verblüffend in Theilmanns Schaffen ist die Vielseitigkeit der angewendeten Techniken: Bronze, wie in einem sechsteiligen Totentanzzyklus oder der mittelformatigen Arbeit "Rattenfänger von Hameln", die fast lebensgroße, äußerst schwungvolle "Verklärung" in Birnbaum, die neckischen "Seehunde" als Majolika, oder auch der aus einem naturbelassenen Holzstamm herauswachsende "Auferstehende". Theilmanns Schaffen wird formal bestimmt durch Bewegung, gerne werden erzählerische Motive aufgegriffen, Märchenhaftes und Mythologisches überhöht die Figuren. Jeweils vom Gegenstand her gedacht sind die bildhauerischen Arbeiten, ein durchgehender Personalstil wird nicht aufgepresst. Und so finden sich manche Anklänge an jugendstilige Eleganz, an französisch intendierten Realismus, an Art-déco-Strenge, die spezifischen Blaulasuren des Orients kehren wieder in den Keramikarbeiten, ein Majolika-Zerberus in Lüsterglasur bellt den Himmel an. Eine lustige Eisbärenhorde verdeutlicht, wie sehr sich auch Schüler von den Skulpturen inspirieren ließen.

Die Ausstellung im Gedenken an den 1991 verstorbenen Fritz Theilmann gibt in gedrängter Form Auskunft über eine facettenreiche Künstlerpersönlichkeit. sg

Ausstellung bis 19. Januar 2003, Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10 bis 18 Uhr, Samstag 10 bis 14 Uhr. Sonn- und Feiertage sowie Heiligabend und Silvester geschlossen.

Erstellt am: 21.12.2002





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